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Besuch von Geshe Lodrö Tsukpü aus Ringmo in Zürich (28/02/2016)

Vorstandsmitglied René Brunner berichtet vom Überraschungsbesuch des Geshe aus Phoksumdo. Er wurde von Mitgliedern des Tapriza Teams Schweiz durch Zürich geführt und erlebte so einiges.

Als ich Geshe Lodrö Tsukpü auf seiner Stippvisite in Zürich durch die Zentralbibliothek führte, war er beeindruckt. Er interessierte sich für alles und jedes, vom Schliessfach für seinen Rucksack im Erdgeschoss bis zu den komfortablen Arbeitsplätzen unter dem Glasdach. Über das hausinterne Transportsystem, das bestellte Bücher in kleinen Gondeln in den Lesesaal befördert, lachte der Mönch und meinte, sowas werde in Nepal wohl noch tausend Jahre auf sich warten lassen. Auch die automatisierte Rückgabe, welche Bücher schluckt wie ein Bankomat Kreditkarten, liess ihn schmunzeln. Am meisten interessierte sich der Geshe jedoch für die alten Karteikästen der Bibliothek. In aberhundert kleinen Schubladen sind da noch die Karteikarten aus vordigitaler Zeit zu finden. Das Katalogsystem tat es dem Geshe an. Es herrsche leider, sagte er, ein ziemliches Durcheinander in ihrer Klosterbibliothek in Kathmandu, vielleicht könne er die Schriftrollen nach einem ähnlichen Prinzip ordnen. Ich zeigte ihm darauf, wie man an einem Terminal nach Titel und Autor suchte. Wir notierten uns die Buchsignatur eines Klassikers zur Bönreligion und stiegen hinab in die öffentlich zugänglichen Magazine. Die sechs Millionen Bücher hier im Keller seien für mich das Paradies, versuchte ich dem Geshe meine Begeisterung anschaulich zu machen. Dann merkte ich, dass ich so anschaulich nicht war: Als Buddhist war Geshe Tsukpü mit dem Paradies vermutlich ebensowenig vertraut wie ich mit dem Nirwana. Ich sorgte mich umsonst. Geshe Tsukpü hatte mich verstanden, die Bücher sprachen für sich. Wir fanden den gesuchten Titel und verliessen das Nirwana. Er, Lodrö, danke mir für Führung und Abwechslung, sagte der Geshe lachend, bis anhin habe er nämlich vor allem Kirchen besucht – so viele Kirchen, dass er im nächsten Leben bestimmt als christlicher Mönch wiedergeboren werde.








Im Stadthaus



mk