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Das Schuljahr während der Pandemie (11/02/2021)

Das Jahr 2020 war auch für die Tapriza Schule in Nepal eine grosse Herausforderung. Vieles war geprägt von der Corona-Pandemie, den entsprechenden Regulierungen der nepalesischen Regierung und grosser Unsicherheit. Was blieb, war die Hingabe unseres Personals, der Lern­eifer der Schülerinnen und Schüler, das Vertrauen der Eltern und die Unterstützung durch unsere Pat*innen, Mitglieder und Spender*innen in der Schweiz.

Bis Mitte März 2020 waren unsere Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse wie gewohnt in Kathmandu an der Winterschule. Sie hatten sich intensiv auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet. Diese hätten am 19. März in Dunai stattfinden sollen. Dafür waren unsere Lehrer und die zehnte Klasse einige Tage früher nach Dolpo angereist und erwarteten in ihrer Unterkunft den grossen Tag. Keine 24 Stunden vor dem Termin erreichte sie ganz unerwartet die Mitteilung des nationalen Prü­fungsausschusses: Wegen der Corona-Pandemie seien die Abschlussprüfungen landesweit  abgesagt. Unser Vize-Schulmanager Ram Chandra Budha wartete darauf, dass ein neuer Termin bekannt gegeben würde. Statt-dessen verkündete die Regierung den nationalen Lock­down. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern kehrten die lokalen Tapriza Lehrer in ihre Heimatdörfer nach Dolpo zurück. Die Schule blieb auf unbestimmte Zeit geschlossen. Alle Kinder blieben vorerst zu Hause.

Die Zukunft war lange ungewiss. Die Schliessung und die Bestimmungen wurden alle paar Wochen verlängert und die Schuladministration wartete auf weiterführende Massnahmen der Regierung.

Im Juni gab es in Dolpo noch immer keine Corona-Infektionen. Deshalb entschied die Schulleitung gemein­sam mit dem Elternrat, den Kindern in diesem Jahr trotz allem eine Schulbildung zuteil werden zu lassen. Auf An­frage erhielt die Schulleitung vom Innenministerium die Erlaubnis, die auswärtigen Lehrer anreisen zu lassen. Daraufhin fuhr unser Vize-Schulmanager Ram Chandra Budha mit vier ande­ren Lehrern in einem gemieteten Jeep von Kathmandu nach Dolpo. Gemäss den Corona-Regelungen blieben sie vorerst für vierzehn Tage an der Schule in Quarantäne. Danach hätte der Gesundheits­arbeiter der Regierung ihre Gesundheit offiziell testen sollen. Doch weil er nicht erschien, mussten die Lehrer noch acht Tage länger ausharren. Dann die Erleichte­rung: Ihre Testresultate waren alle negativ.

Im Juli begann der den Umständen angepasste Unterricht. Die Schule erhielt dafür die mündliche Erlaubnis der lokalen Bildungskommission, da es weiterhin keine Fälle in Dolpo gab und digitales Lernen nicht möglich war. Das Schul­management erarbeitete ein Schutz­konzept und einen Notfall­plan, sollte jemand an der Schule an Corona erkranken. ?Die Schülerinnen und Schüler der sechsten bis zehnten Klassen kamen ab Juli zu Fuss zum Unterricht, wohnten jedoch nicht an der Schule, da dies nicht erlaubt war. Einige Kinder hatten einen Schulweg von über drei Stunden, waren aber froh, dass sie überhaupt wieder in den Unterricht durften. Zuerst waren es nur die Kinder aus den näher gele­genen Dörfern im Phok­sumdo Tal. Doch auf die Anfrage von Eltern durften auch Kin­der aus anderen Tälern dazustossen. Dies unter der Be­dingung, dass Schutzregeln beachtet würden und sich deren Eltern um externe Unterkunft und Mahlzeiten ausserhalb kümmerten. Einige Schüler und Schülerinnen cam­pten auf dem Gelände des Gesund­heits­postens oder wohnten im Winterdorf Palam. Der Unter­richt wurde unter strikter Ein­haltung der Sicher­heits­mass­nahmen durchgeführt. Beim Eintritt zum Schulgelände wurde die Temperatur gemessen. Die Kinder und Personal trugen die ganze Zeit Mas­ken, desinfizierten regelmässig die Hände und mussten sich zudem sechs Mal täglich die Hände mit Seife waschen.

Da die jüngeren Kinder nicht an die Schule kommen konnten, erarbeitete die Schule ein Konzept des mobilen Unterrichts. Je eine Gruppe von drei Lehrern besuchte im Turnus die Dörfer Pugmo, Ringmo und Rikhe sowie Renchi. Auch hier wurden die Sicherheitsmassnahmen befolgt. Nach vier Monaten angepasstem Schulunterricht wurde das Schul­jahr im November mit Prüfungen abgeschlossen.

Das Schulkonzept der Tapriza Schule mit dem mobilen Unterricht kam bei den Eltern sehr gut an. So lebten die Kinder zu Hause und konnten bei den anfallenden Arbeiten auf den Feldern und bei der Betreuung der Tiere helfen. Gleichzeitig konnte ihrer Rastlosigkeit und den wachsenden Wissenslücken im Lehrplan mit dem angebotenen mobilen Unterricht etwas ent­gegen­gesetzt werden. Als die Tapriza Schule mit ihrem angepassten Unterricht startete, waren die Eltern deshalb enorm dankbar.

Ebenfalls gemeinsam mit den Eltern entschied die Schul­leitung, die Winterschule in Kathmandu vorläufig zu ver­schieben. Die Hauptstadt wies eine hohe Anzahl von Corona-Fällen auf und niemand wollte die Gesundheit der Kinder riskieren. Doch einige mussten trotzdem anreisen. Die Studen­ten der elften und zwölften Klasse wurden von der Regierung aufgeboten, ihre Prüfungen in Kathmandu zu absolvieren. Sie hatten das Schuljahr in Dolpo verbracht, da die Colleges in Kathmandu geschlossen waren. Online-Unterricht war für sie unmöglich gewesen. Wie sie die Prüfungen bestehen sollen und wie die Prüfungen bewertet werden, ist noch unklar.?Derzeit sind die meisten Schulen in Nepal noch immer geschlossen.

Die Einkommenssituation in Dolpo und in anderen Teilen Nepals war 2020 schwierig, da der Handel, der Tourismus und die Arbeitsmigration eingestellt waren. Viele Eltern haben ihre letzten Reserven aufgebraucht. Auch die Yartsa Gumbu Saison fiel aus. Zudem zerstörte eine Heu­schrecken­plage einen Teil der Ernte. Aus all diesen Gründen haben wir für 2021 ein erhöhtes Budget eingeplant. So, kann der Tapriza Verein – falls nötig – die Verpflegungskosten der Kinder komplett übernehmen und auch anderweitig die lokale Bevölkerung unterstützen.


Unterricht mit Maske und Abstand